Schiffe – Geschichte

Schiffe – Geschichte

Die römische Handelsschifffahrt


In der Hochblüte des römischen Kaiserreiches beherrschten römische Schiffe das Mittelmeer, oft auch als „mare nostrum“ bezeichnet. Neben der Kriegsflotte, die größer war als jede andere in Europa, verkehrten viele große Handelsschiffe, die Waren für die wachsende Hauptstadt Rom heranschafften. Wandmalereien, Reliefs und Mosaiken aus römischer Zeit geben einen guten Eindruck vom Aussehen dieser Schiffe. Aber erst die Wrackfunde im Mittelmeer ermöglichen eine genauere Rekonstruktion der verschiedenen Schiffstypen.
Hochseetüchtige Frachtschiffe, die bis zu 1200 t laden konnten, fuhren von Rom aus in alle Richtungen bis an die Küsten Afrikas, Kleinasiens und in den westlichen Mittelmeerraum. Von dort brachten sie Getreide, Öl, Seide und Gewürze heran. Wein kam aus Frankreich, und aus Athen importierte man gemeißelte Steinsärge für vornehme Römer. Eine der wichtigsten Handelslinien war die zwischen Ostia und Alexandria in Ägypten. Von dort wurden regelmäßig große Mengen Getreide eingeführt. Damals transportierte man die Waren meist in tönernen Amphoren. Ein durchschnittliches Frachtschiff nahm ca. 10.000 Amphoren Fracht auf. Meist hatten die Schiffe zwei Masten, einen in der Mitte und einen Frontmasten im Bug. Die rechteckigen Segel aus Leinentuch hingen am Quermasten. Das kleinere Vorsegel nannte man Artemon. An der Spitze des Hauptmastes befand sich häufig ein dreieckiges Segel, Marssegel genannt. Wrackfunde ergaben, dass der Schiffsrumpf meistens aus dem Holz der Pinie, der Zypresse oder der Zeder gebaut war. Für die Spanten verwendete man Eichenholz. Zapfen und Dübel waren aus Sumpfeiche gefertigt. Alle größeren Handelsschiffe besaßen zwei Ruder an Backbord und Steuerbord. Die Heckzier bildete häufig ein geschwungener Gänsekopf, und der Achtersteven wurde vielfach von einer Heckgalerie umfasst. Jedes Schiff führte mehrere Anker mit sich. Üblich waren Ankerstöcke sowohl aus Holz und Blei als auch aus Eisen.
Die Fracht lagerte unter Deck. Dort befanden sich auch die Unterkünfte der Besatzung und die Kombüse. Das Deckshaus im Schiffsheck beherbergte den Kapitän und Passagiere erster Klasse, denn Passagierschiffe im eigentlichen Sinn gab es nicht. Reisende wurden nur als Beilast an Bord genommen, wenn Platz war. Im Deckshaus befand sich häufig auch eine Altarnische als Opferstätte für die Schutz- und Meeresgottheiten.
Eine Reise über das Mittelmeer war damals eine lebensgefährliche Angelegenheit. Von etwa vier Schiffen erreichten nur drei ihren Bestimmungsort. Vom römischen Hafen Puteoli bis nach Alexandria (1000 Seemeilen = 1852 km) dauerte die schnellste Fahrt etwa neun Tage, meistens wurden aber zwei bis drei Wochen daraus. Bei ungünstigen Winden konnte die Fahrt auch 30-70 Tage dauern. Von November bis März ruhte die Handelsschifffahrt völlig. Es gab zwei Hauptkurse: Einer führte an Zypern vorbei, an der kleinasiatischen Küste entlang bis Rhodos. Malta und Syrakus wurden häufig angesteuert, um Wasser und Proviant zu ergänzen. Ein anderer Kurs führte an der afrikanischen Küste entlang. Wie konnten die Schiffe damals ohne Kompass den Kurs bestimmen und halten? Es gab an Bord wahrscheinlich Karten mit Längen- und Breitengraden. Außerdem kannten die Seefahrer den Gang der Sonne und den nächtlichen Sternenhimmel ganz genau. Mit speziellen Geräten wurden Sterne angepeilt. Die Höhe des Himmelskörpers über dem Horizont ließ auf den Breitengrad, die Position des Schiffes schließen. In Küstennähe halfen Leuchttürme der Orientierung.
 
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