Flugzeuge, Luftschiffe und Ballons – Geschichte

Flugzeuge, Luftschiffe und Ballons – Geschichte

Udet U 12 „Flamingo“

Ernst Udet, das große deutsche Fliegeridol, führte Ostern 1925 in Schleißheim bei München zum ersten Mal den Doppeldecker Udet U 12 „Flamingo“ vor. Es war damals das beste deutsche Schulflugzeug und fand auch im Kunstflug schnell Verbreitung. Die Udet Flugzeugbau GmbH in München-Ramersdorf (1922-34) war allerdings für den Serienbau gar nicht eingerichtet. Sie ging daher mit den Bayerischen Flugzeugwerken (BFW) in Augsburg zusammen, die dann ab 1927 mit der Firma Messerschmitt zusammenarbeitete.
Der Flamingo war ein verspannter Doppeldecker in Sperrholzbauweise, ein ausgesprochenes Leichtflugzeug mit 10 m Spannweite, 7,5 m Länge. Der Typ U 12a mit 70 bis 96 PS diente vor allem als Schulflugzeug für Anfänger, der Typ U 12b mit 125 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h für Fortgeschrittene und Kunstflüge sowie als Sport- und Schleppflugzeug. Insgesamt sind etwa 200 Flamingos gebaut worden, die vor allem bis Mitte der Dreißiger-, die letzten noch bis in die Vierzigerjahre flogen. Der wichtigste Abnehmer war die „Deutsche Verkehrsfliegerschule DVS“ in Schleißheim, wo zeitweise 39 Flamingos in Gebrauch waren. Denn er kam dem Bedürfnis nach einem guten und sicheren Schulflugzeug ideal entgegen. Der Zirkus Krone besaß ebenfalls den eleganten Flamingo, den er als Kurierflugzeug und für Luftwerbung einsetzte.
Zu internationaler Bekanntheit gelangte der Flamingo freilich durch Udets Flugakrobatik. Ernst Udet hatte sich als Jagdflieger im Ersten Weltkrieg einen Namen gemacht. Zwischen den Weltkriegen verlegte er sich auf den Kunstflug. Mit dem Flamingo zeigte er gewagte Luftakrobatik in Bodennähe. Berühmt ist vor allem sein Kunststück, ein Taschentuch mit einem Dorn an den Tragflächenenden vom Boden aufzuheben. Für Aufsehen erregte er auch durch Flüge unter Brücken hindurch, durch Flugzeughallen und Gletscherspalten, Landungen in höchsten Schneeregionen und einige eindrucksvolle Filme.
Udets strahlender Name zog auch die Nationalsozialisten an. Sie machten ihn zum Generalluftzeugmeister am Reichsluftfahrtministerium. Er war für die Ausrüstung der Luftwaffe mit Flugzeugen zuständig. Udet war jedoch nie Parteimitglied und fiel immer wieder durch Kritik an der nationalsozialistischen Führung auf. Als man versuchte, ihm die Schuld an der fatalen Situation der deutschen Luftwaffe in die Schuhe zu schieben, nahm er sich am 17.11.1941 das Leben. Offiziell wurde sein Tod als Flugunfall dargestellt. Der Tod des Fliegergenerals Ernst Udet hat seinen Freund Carl Zuckmayer angeregt zu dem Theaterstück „Des Teufels General“.
Dem Kartonmodell liegt die verbreitete zweisitzige Standardausführung des Flamingo mit braunem Rumpf zugrunde. Der oft abgebildete rote Flamingo mit der Kennung „D-822“ war dagegen ein für Udets Kunstflüge angefertigtes, einsitziges Sondermodell. Ein Nachbau des Standardmodells ist im Besitz des „Oldtimer-Segelflugvereins München (OSVM)“. Interessierte können ihn auf Flugtagen und gelegentlich auch wieder in der Flugwerft Schleißheim bewundern. Oder sie sehen sich noch einmal an, wie Heinz Rühmann in „Quax, der Bruchpilot“ auf einem Flamingo das Fliegen lernt.
 
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