Schiffe – Geschichte

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Kaiseryacht Meteor I

Kaiseryacht Meteor I
Als begeisterter Segler suchte Kaiser Wilhelm II. 1891 nach einer Rennyacht, mit der er unter anderem an der Cowes Week teilnehmen könnte. Die Cowes Week ist die älteste Segelregatta der Welt, die regelmäßig stattfindet.
Nachdem der Kaiser mit England eng verbunden war, fiel es ihm nicht schwer, sich für den rassigen und schnellen Rennkutter Thistle zu entscheiden. Thistle war 1886 in Auftrag gegeben und von George Lennox Watson konstruiert worden. Noch im selben Jahr wurde Thistle (Distel) bei der Werft D. & W. Henderson in Clyde (heute Glasgow) auf Kiel gelegt. Für englische Yachten war es ein sehr innovativer Typ. Statt der üblichen Holz- bzw. Stahl-/Holzbauweise wurde die Thistle ganz aus Stahl gebaut. Mit 70 t Bleibalast im Kiel konnte die Yacht das 10 t schwere Rigg mit einer Masthöhe von 34 m und einer Großbaumlänge von 23,5 m ausgleichen. Nur durch diesen ungeheuer schweren Kiel war die starke Übertakelung möglich. Große Überhänge und der markant geschwungene Klipperbug als Novum für einen Kutter machten die Thistle zu einer überaus eleganten Erscheinung. Trotz der Größe des Schiffs wurde es nicht mit einem Rad gesteuert, sondern mit einer mehr als 5 m langen Pinne. Mannschaftsraum und Kombüse waren vorn, im Heck die Damenkabine. Dazwischen lag der Salon mit Vorraum, die Kajüte des Eigners und Gästekabinen.
Nach dem Bau und Stapellauf, die unter größter Geheimhaltung durchgeführt worden waren, eilte die Yacht von Sieg zu Sieg. Für 90.000 Goldmark soll Wilhelm II. den Kutter gekauft haben. Mit großer Liebe zum Detail baute jetzt der Konstrukteur Watson aus der Thistle die kaiserliche Meteor. Und nicht nur er, sondern auch der schottische Kapitän mit der ebenfalls schottischen Crew wurden vom deutschen Kaiser übernommen. So wichtig war dem Kaiser seine Yacht, dass er sich höchstselbst um Details kümmerte bis zur Auswahl der Knöpfe für die Uniformen der Besatzung. Im Sommer 1891 konnte Wilhelm dann die Meteor in Empfang nehmen, die 1892 an allen wichtigen Regatten auf den Britischen Inseln teilnahm. Bei der Cowes Week fuhr der Kaiser selbst auf seiner Rennyacht bei zwei Regatten - und gewann. Die Anerkennung englischer Segler war ihm sicher. 1893 kamen vier neue Rennkutter zur Cowes Week, nachdem die Meteor die Szene so belebt hatte. Darunter war die Britannia, die der Prince of Wales, Kaiser Wilhelms Uncle Bertie, vom selben Konstrukteur bei derselben Werft bauen ließ. Gegen diese neuen Konkurrenten sah der deutsche Kaiser kaum noch Chancen, und so ließ er seine Meteor I nur am Queens Cup teilnehmen. Nur durch den Protest von Kaiser Wilhelm II. errang sie den ersten Platz gegen die schnellere Valkyrie. Die Britannia dagegen war äußerst erfolgreich und sollte den Segelsport in den folgenden Jahren in England dominieren. Zwar gratulierte Wilhelm seinem Onkel zu jedem Sieg, aber innerlich war sein Ehrgeiz getroffen. So schenkte er die Meteor I an die Marine, die sie umtakelte und auf Comet taufte. Als Schulschiff sollten auf ihr deutsche Yachtmatrosen ausgebildet werden. 1921 wurde sie ausgemustert und abgewrackt, während der Kaiser ab 1895 seine neue Yacht Meteor II in Schottland bauen ließ, um wieder gegen die Britannia seines Onkels eine Chance zu haben.

Technische Daten der Meteor I:
Länge über alles: 35,08 m
maximale Breite: 6,17 m
Tiefgang: 3,95 m
Verdrängung: 160 t
maximale Segelfläche: 624 qm
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