Burgen und Schlösser – Geschichte

Burgen und Schlösser – Geschichte

Königsschloss Neuschwanstein

Neuschwanstein
Dieses weltberühmte Bauwerk in der Nähe von Füssen im Allgäu steht auf einem zerklüfteten Felsen hoch über einer Schlucht. 76 Meter hoch ragt der Achteckturm an der Nordseite des Palas in den Himmel. Die Bauidee hatte der sogenannte Märchenkönig Ludwig II. von Bayern. „Ich habe die Absicht, die alte Burgruine bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen.“ So schrieb Ludwig II. an seinen Freund Richard Wagner. Hier, in der Gebirgswelt von Neuschwanstein, wollte sich der König von seinen Alltagsgeschäften zurückziehen, sich eine eigene Welt schaffen.
Am 5. September 1869 wurde der Grundstein gelegt. Unter der Bauleitung von Eduard Riedel wurde als erster Teil der Gesamtanlage der Torbau fertig gestellt. 1872 übernahm Georg Dollmann die Bauleitung, der bis 1881 den Palas unter Dach brachte. Schon während dieser Zeit schufen eine Reihe von Malern und Architekten Entwürfe für den Innenausbau. Die verschiedenen Vorschläge wurden von Julius Hofmann, der von 1884 an die Gesamtleitung übernahm, in Hunderte sorgfältig ausgeführte Detailpläne für die Kunsthandwerker umgearbeitet. Der König wünschte für jedes Detail sorgfältigste, mit Farbe und Gold ausgeführte Zeichnungen. 17 Jahre (1869-1886) nahm der Bau des Schlosses in Anspruch, endgültig fertig ist er bis heute nicht.
Aus einer kleinen „Raubritterburg“ wurde eine monumentale neoromanische Burg, die deutliche Ähnlichkeiten mit der Wartburg bei Eisenach aufweist. Diese Parallele wird besonders am Palas deutlich. Auf vier Stockwerken enthält dieser Haupt-Bauteil 81 zum Teil äußerst prunkvolle Säle und Gemächer, die dem Besucher fast den Atem verschlagen. Ein wahres Märchenreich tut sich vor ihm auf. Ludwig II. hatte seine Privaträume im 3. Geschoss des Palas. Die Wandgemälde stellen Szenen dar aus der Nibelungensage, aus dem Lohengrin, Tristan und Isolde, der Edda etc.
Warum wollte sich der König von diesen nordischen Sagenhelden umgeben sehen? Ein Schlüsselerlebnis im Leben Ludwigs II. war eine Lohengrinaufführung, die ihn - 16-jährig - erschütterte und begeisterte. Das Erlösungsmotiv, das im Lohengrin anklingt und den Parsival dominiert, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des Königs. Neuschwanstein wurde von Ludwig auch als Gralsburg Parsivals verstanden. Ferner wurde die Begegnung Ludwigs mit Richard Wagner beiderseits schicksalhaft und lebensbestimmend. König Ludwig förderte Wagners Kunst. Die wagnerschen Themen entführten dagegen den König in Traumwelten, die er sich in Neuschwanstein realisieren wollte. Die zwei Zimmer zwischen Arbeits- und Wohnzimmer ließ er zu einer Grotte umgestalten mit einem künstlichen, elektrisch beleuchteten Wasserfall. Auch sein Schlafzimmer ist mit ungeheurem Aufwand im gotischen Stil ausgestaltet. 17 Holzschnitzer sollen daran vier Jahre lang gearbeitet haben.

Der Thronsaal

Durch den Thronsaal verwandelte sich für Ludwig II. Neuschwanstein in die Gralsburg. Dieser Saal umfasste mit seinen 15 Metern Höhe zwei Stockwerke des Palas. Er war im Stil einer byzantinischen Kirche gehalten. Vor Ludwigs Tod konnte die Innenausstattung nicht mehr vollendet werden. Es lagen jedoch detaillierte Pläne dafür vor. Im Thronsaal fehlte - fast symbolisch - der Thronsessel.

Der Sängersaal

Besonders wichtig war der Festsaal des Palas, der so genannte Sängersaal. Hier wird die Anlehnung an den Festsaal auf der Wartburg besonders deutlich. Angeregt durch einen Besuch auf der Wartburg und durch eine Inszenierung des Tannhäuser sollte nach Ludwigs Willen in Neuschwanstein der Sängersaal des Dichterwettstreits nachempfunden werden. Die Wandbilder an den Längsseiten des Saals stellen Szenen aus der Parsival-Sage dar. Die westliche Schmalseite wird von der Sängerlaube eingenommen, zu der vier Stufen hinaufführen. Geschnitzte Konsolen tragen die trapezförmige Holzkassettendecke, die von Tierkreiszeichen geschmückt wird.

Das Ende der Bauzeit

Wer hat diesen prunkvollen Bau finanziert? Erbaut wurde Neuschwanstein einzig aus dem Etat, dem Privatvermögen des Königs, das ihm jährlich vom Parlament bewilligt wurde. Im Lauf der Bauzeit, kurz vor Ludwigs Tod, waren jedoch die letzten finanziellen Mittel der Kabinettskasse erschöpft. Ludwig II. ließ weiter bauen - auf Kredit. Am Morgen des 12.6.1886 betrat eine Staatskommission die Wohnräume des Königs auf Neuschwanstein und teilte ihm seine Entmündigung mit, die mit geistiger Verwirrtheit begründet wurde. Er wurde nach Schloss Berg am Starnberger See gebracht, wo er sich einer Behandlung unterziehen sollte. Am nächsten Tag fand der König zusammen mit seinem Arzt Dr. Gudden im See einen ungeklärten Tod. Der Schauspielerin Maria Dahn-Hausmann schrieb Ludwig II. einmal: „Ein ewiges Rätsel will ich bleiben mir und anderen.“ Es scheint so, als ob er geahnt hätte, dass sich einmal um sein Leben und Sterben Hunderte von Legenden ranken würden, die neben der Phantasie der Menschen auch die Künste inspirierten.
 
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