Puppenbogen und Figuren – Geschichte

Puppenbogen und Figuren – Geschichte

Ritter Rudolf

Das mittelhochdeutsche Wort „Ritter“ bedeutete zunächst schlicht „Reiter“ und wurde im Mittelalter als Bezeichnung für die schwer gerüsteten berittenen Krieger verwendet. In der Regel waren diese Ritter adlig.
Die ersten Ritter gab es im 8. Jahrhundert nach Kriegen gegen die Mauren in Frankreich. Sie sollten für eine bessere Verteidigung sorgen, weil das bis dahin übliche Volksheer nicht mehr ausreichte. Während Kriegen gegen Ungarn beschloss Heinrich I. auf dem Reichstag in Worms eine offizielle Ritterarmee. Das führte auch zu einem verstärkten Bau von Burgen. Bald war das Rittertum in ganz Europa verbreitet.
Die Abstammung von ritterlichen Vorfahren war im späten Mittelalter die Voraussetzung für die Aufnahme in den Ritterstand. Davon abgesehen, musste man aber auch entsprechende Merkmale und eine Ausbildung mitbringen. Es gab zwar auch Menschen, die wegen besonderer Verdienste zum Ritter geschlagen wurden, doch das war in den meisten Fällen eher mit Ordensverleihungen vergleichbar.
Um in den Ritterstand aufgenommen zu werden, wurde schon im Alter von sieben Jahren mit einer mehrjährigen Ausbildung als Page begonnen. Am Hof eines Fürsten lernte der zukünftige Ritter die Sitten und Umgangsformen und erhielt die damals übliche geistige und geistliche Bildung. Dabei standen Sagen, biblische Geschichten und Musik im Vordergrund. Lesen und Schreiben war dagegen noch nicht üblich. Auch auf körperliches Training wurde sehr viel Wert gelegt. Dazu gehörten der Unterricht im Reiten und im Gebrauch von Waffen. Im Alter von vierzehn Jahren begann die Ausbildung zum Knappen. Ein Knappe unterstand einem Ritter und musste ihm dienen. Nach bestandener Knappschaft erhielt er im Alter von einundzwanzig Jahren den Ritterschlag.
Eine Ritterrüstung bestand aus mehreren Schichten: Über der Unterwäsche aus Wolle oder Leinen trug der Ritter einen Kettenpanzer aus beweglichen Ringen. Darüber kam die Panzerung am ganzen Körper von Kopf bis Fuß und auch an den Händen. Zum Schutz des Gesichts hatte der Helm oft ein bewegliches Visier mit Luftlöchern. Mit Lanze, Schwert und Streitaxt kämpfte der Ritter und schützte sich mit dem Schild.
Im 14. Jahrhundert kamen die ersten Feuerwaffen zum Einsatz. Deshalb mussten die Ritterrüstungen massiver gebaut werden. Je weiter die Entwicklung neuer Waffen voranschritt, desto unbeweglicher wurden die Ritter. Oft mussten sie mit ihrer bis zu 25 kg schweren Rüstung von ihren Knappen auf das Pferd gehoben werden. Diese Rüstungen verwendete man daher ausschließlich bei Turnieren. Im Krieg kamen leichtere Rüstungen zum Einsatz. Das vorliegende Modell richtet sich nach Darstellungen aus dem 15. Jahrhundert.
Im Spätmittelalter wollten Fürsten und Könige unabhängiger von ihren Untergebenen sein und setzten Söldnerheere ein, zu denen auch gut organisierte Fußtruppen gehörten. Dadurch verlor die Ritterschaft an Bedeutung und wurde nach und nach verdrängt. Viele Ritter konnten sich den neuen Umständen anpassen und traten den Söldnereinheiten bei. Andere wurden aus wirtschaftliche Not zu Raubrittern.
 
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