Kirchen, Synagoge und Moschee – Geschichte

Kirchen, Synagoge und Moschee – Geschichte

Der Mariendom in Hildesheim

Am Standort einer Marienkapelle von 815 ließ Bischof Altfrid im Jahr 872 den Mariendom in Hildesheim als dreischiffige Basilika bauen. Unter den nachfolgenden Bischöfen wurde der Dombau ständig erweitert. 1046 zerstörte ein Brand große Teile des Doms. Der damalige Bischof Azelin plante etwas weiter westlich einen Neubau und ließ die Mauern des alten Doms abtragen. Nach Azelins Tod wurde dieser Dombau wegen Baumängeln aufgegeben und das fertige Querschiff vom neuen Bischof Hezilo als Bischofssitz genutzt. Hezilo ließ den Neubau auf dem Grundriss des ersten Doms errichten. Die noch vorhandenen Mauern wurden in den Bau integriert. Im 12. und 13. Jahrhundert gab es einige Anbauten. Die Seitenkapellen aus gotischer Zeit und ein barocker Vierungsturm wurden später ergänzt. Das Westwerk ersetzte man im 19. Jahrhundert durch eine neuromanische Doppelturmfront. Sie bestand bis 1945.
Nach starken Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg begann ab 1950 der Wiederaufbau. Dabei wählte man eine vereinfachte, an der frühen Romanik angelehnte Bauweise. Die Türme aus dem 19. Jahrhundert wurden abgetragen und das frühere Westwerk rekonstruiert. Dabei orientierte man sich am Westwerk des Doms zu Minden in Westfalen, der allerdings ebenfalls zerstört war. Der Aufbau war nur mit einfachen Mitteln möglich. Weil Sandsteinplatten knapp waren, legte man den Fußboden mit Marmor aus. Das Niveau des Fußbodens wurde dabei um 60 cm erhöht. Säulen und Decken wurden aus Beton gegossen. Die Mauern baute man aus Hohlziegeln und Kalksandstein, verputzte sie innen und verblendete sie außen mit Naturstein.
1985 nahm die UNESCO den Dom, den Domschatz und die benachbarte Michaeliskirche in die Welterbeliste auf. Das ist vor allem der Ausstattung zu verdanken, die einen umfassenden Eindruck von der Einrichtung romanischer Kirchen vermittelt. Viele Ausstattungsgegenstände gehen auf die Amtszeit von Bischof Bernward zurück. Nach ihm wurde eine große Kunstepoche, die Bernwardinische Zeit, benannt. Neben vielen weiteren Kunstwerken ließ er die Christussäule und die Bernwardtür schaffen, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. Im zweiten Dombau kamen Kunstschätze wie der Azelinleuchter und der Heziloleuchter hinzu, die das himmlische Jerusalem darstellen. Bei Ausgrabungen erwies sich der Dom als wahre Fundgrube. Neben dem Fundament der ersten Marienkapelle und Resten der karolingischen Wehrmauer stieß man auf Gräber, Stoffreste, Schuhe, Schreibgeräte und Fußbodenverzierungen aus dem Mittelalter. Außerdem wurde neben dem Dom eine Glockengussanlage aus dem 18. Jahrhundert entdeckt. Scherben aus der römischen Eisenzeit beweisen die frühe Besiedlung des Domviertels.
Von 2010 bis 2014 wurde der Dom saniert, vor allem um Gebäudetechnik, Brandschutz und Akustik zu verbessern. Das Niveau des Fußbodens wurde abgesenkt und damit der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Die nach dem Krieg eingebaute Orgelempore wich einer frei tragenden Konstruktion. Der Kirchenraum erhielt einen hellen Anstrich und eine flexible Bestuhlung. Er wurde auch zeitgemäßer aufgeteilt, um besser auf veränderte Gottesdienstformen eingehen zu können. Die beiden Radleuchter erhielten ihre ursprünglichen Plätze im Altarraum und im Langhaus zurück. Die Bernwardtür wurde etwas nach innen versetzt, an ihren ursprünglichen Aufstellungsort. Dadurch entstand im Dom ein kleiner Vorraum. Die Antoniuskirche im Kreuzgang des Doms beherbergt jetzt das Dommuseum, damit die Sammlung des Museums besser zur Geltung kommt. Die früheren Bischöfe, deren Gräber bisher im Kirchenraum verteilt waren, erhielten eine eigene Bischofsgruft. In der Domschule, die sich auf der nördlichen Seite des doppelstöckigen Kreuzgangs befindet, wurde ein neues Foyer, das zum Dommuseum und zum Rosenstock führt, eingebaut.
Eine Besonderheit des Hildesheimer Doms ist der sogenannte „Tausendjährige Rosenstock“. Diese Wildrose wächst im Innenhof des Kreuzgangs, dem sogenannten Annenfriedhof, an der Apsis und gilt als älteste lebende Rose weltweit. Der Legende nach stammt sie aus dem Jahr 815, dem Gründungsjahr des Bistums Hildesheim. Nach einer Messe mitten im Wald soll die mitgebrachte Marien-Reliquie an einem Rosenzweig hängen geblieben sein. Der Kaiser wertete das als Zeichen für die Gründung eines neuen Bistums. Er ließ an dieser Stelle die Marienkapelle errichten, einen Vorgängerbau des heutigen Doms. Für Hildesheim hat die Rose bis heute eine symbolische Bedeutung. Bei der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verbrannte die Rose, die Wurzeln blieben jedoch gut erhalten. Schon zwei Monate nach dem Krieg trieben die ersten Blüten wieder aus. Die Hildesheimer Bevölkerung nahm dies als Zeichen der Hoffnung und des Neuanfangs wahr. Die Rose ist auch Wahrzeichen der Stadt und ziert das Stadtwappen.
 
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