Puppenbogen und Figuren – Geschichte

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Ägyptischer Streitwagen

Streitwagen waren in der Antike mit Pferden bespannte einachsige Militärfahrzeuge. In der Regel bestanden sie aus zwei Rädern mit einem einfachen Steg, an dem die Pferde angespannt wurden. Die Plattform war wie der Buchstabe D geformt und hatte an den Seiten und der Front ein Geländer. Dieses war meistens reich verziert. Der Einstieg war hinten an der offenen Seite. Ein Wagen war so leicht gebaut, dass er auch von einem Mann getragen werden konnte.
Vom Volk der Hethiter und den Hyksos, einer Gruppe ausländischer Könige, übernahmen die Ägypter viele Waffentechnologien, vermutlich auch die Streitwagen. Als Großmacht konnte Ägypten sich die Anschaffung und Unterhaltung der Fahrzeuge leisten. Für die Instandhaltung waren besondere Kenntnisse und viel Aufwand erforderlich. Zudem mussten Pferde in großen Herden gehalten werden, die es bis dahin gar nicht in Ägypten gab. Dadurch waren geeignete Stallungen, Versorgung und Training der Tiere notwendig. Sehr aufwendig war auch die Ausbildung der Wagenlenker und Pferdetrainer.
Die Kämpfer auf den Streitwagen waren Bogenschützen. Die Wagen waren zudem mit Schilden und Waffen wie Lanzen, Äxten oder Wurfspießen ausgestattet. Das Streitwagenkorps des ägyptischen Heeres war eine Elitetruppe. Sie war in Schwadronen mit jeweils 25 Wagen unterteilt. Mehrere Schwadronen bildeten ein Regiment. Viele Streitwagenregimente fuhren in einer Schlacht an den Flanken der Infanterie, weitere waren als Reserve hinter der Front bereit. Bei einem Angriff fuhren mehrere hundert Wagen dicht gestaffelt beieinander. Dadurch wirkten sie massiver und beeinflussten den Gegner auch psychologisch. Die Reserve war für die Verfolgung des Gegners zuständig. Pharaonen fuhren grundsätzlich auf Streitwagen in die Schlacht. Ob sie vorausfuhren, Teil des Heeres waren oder sich im Hintergrund hielten, ist nicht bekannt.
Rund 3600 Jahre alte Reliefs aus ägyptischen Gräbern und Tempeln zeigen Pharaonen und Krieger, die stolz auf mit Pferden bespannten Streitwagen ins Gefecht ziehen. Doch die Fahrzeuge waren nicht nur beim ägyptischen Heer beliebt. Wer etwas auf sich hielt, schaffte sich einen oder mehrere Wagen als Prestigeobjekt an. Die Menschen damals waren von modernster Technik, Praxistauglichkeit und Komfort fasziniert. Ein Streitwagen konnte eine Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern erreichen. In der Antike war ein solches Tempo bis dahin unvorstellbar. Die Begeisterung für diese Fahrzeuge war natürlich auch bei Königen und Pharaonen groß. Königin Nofretete ließ sich mit ihrem Streitwagen in einem Relief abbilden. Bei Ausgrabungen wurden riesige Stallungen entdeckt, die auf Ramses II. zurückgehen. In den Grabkammern von Tutanchamun wurden mehrere Streitwagen als Grabbeigabe gefunden.
 
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