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Modelle aus anderen Verlagen – Geschichte

Schwimmdock mit „Kaiser Wilhelm der Große“

Kaiser Wilhelm der Große war zu der Zeit der Indienststellung das größte Schiff der Welt und wurde auch dadurch berühmt, dass er das Blaue Band zum ersten Mal nach Deutschland holte. Mit Kaiser Wilhelm der Große begannen die legendären zehn deutschen Jahre auf dem Nordatlantik.
Der Norddeutsche Lloyd (NDL) hatte sich mit der Flüsse-Klasse auf dem Nordatlantik etabliert, allerdings herrschte hier eine harte Konkurrenz, sodass die technische Entwicklung stürmisch voranschritt. Jede Reederei nutzte alle Möglichkeiten, einen Vorteil zu erringen. Deshalb war die Flüsse-Klasse schon vor der Fertigstellung der letzten Einheiten veraltet.
Zwei Werften erhielten vom NDL den Zuschlag für den Bau je eines Schnelldampfers: Der Auftrag für Kaiser Wilhelm der Große ging an den Stettiner Vulcan, für Kaiser Friedrich an Schichau in Danzig. Kaiser Friedrich wurde für die Schichau-Werft und den NDL zu einem Alptraum. Das Schiff erreichte die vorgegebenen Leistungen nicht und wurde vom NDL nicht übernommen.
Kaiser Wilhelm der Große war in vielen Belangen ein besonderes Schiff. Statt der bis dahin üblichen 13 wasserdichten Schotten wurden bei Kaiser Wilhelm der Große 16 Schotten eingebaut, die auch noch wesentlich stärker ausgelegt waren als die aus England bekannten. Die Kesselgruppen wurden in mittels wasserdichter Schotten abgeteilten Kesselräumen untergebracht. Größe und Maschinenleistung sprachen für sich.
Auch organisatorisch unterschied sich dieses Schiff von anderen. Das Personal wurde dicht bei den jeweiligen Arbeitsstationen untergebracht und durfte das Oberdeck nicht betreten. Die soziale Hierarchie der Passagiere wurde genau beachtet. Die Passagiere der 1. Klasse waren im Mittelschiff, die 2. Klasse im Hinterschiff und die 3. Klasse im Vorschiff einquartiert. Alle Sektionen waren gegeneinander abgeschottet, sodass die Fahrgäste immer unter sich bleiben konnten.
Kaiser Wilhelm der Große versah seine Dienstzeit auf dem Nordatlantik. Am 21.11.1906 kollidierte er vor Cherbourg mit dem britischen Dampfer Orinoco. Auf der Orinoco kamen drei Seeleute ums Leben, auf der Kaiser Wilhelm der Große starben fünf Fahrgäste. Nach 15 Jahren im Liniendienst wurde Kaiser Wilhelm der Große im Winter 1913/14 zum Auswandererschiff umgebaut. Jetzt gab es nur noch 3. Klasse und Zwischendeckplätze an Bord.
Anfang August 1914 wurde Kaiser Wilhelm der Große von der Kaiserlichen Marine als Hilfskreuzer übernommen. Am 26.08.1914 ereilte ihn sein Schicksal. Bei der Kohlenübernahme vor Rio del Oro (Spanisch-Westafrika) wurde er von dem britischen Kreuzer Highflyer zum Gefecht gestellt. Nach Aufbrauchen der vorhandenen Munition versenkte die Besatzung den schwerbeschädigten Hilfskreuzer selbst. Das war das Ende des „Dicken Wilhelm“ oder auch „Großer Kaiser“ genannten Schiffes. Bis in die 50er Jahre war das Wrack sogar noch zu sehen, dann wurde es abgebrochen.

Technische Daten:
  • Klassifizierung: Doppelschrauben-Schnelldampfer
  • Stapellauf: 04.05.1897 AG Vulcan Stettin
  • Jungfernreise: 19.09.1897
  • Länge ü. a.: 197,7 m
  • Breite: 20,13 m
  • Verdrängung: 14.349 BRT / 6.400 tdw
  • Geschwindigkeit: 22,33 kn
  • Maschine: 2 Vierzylinder 3-fach Expansionsmaschinen
  • Leistung: 31.000 Psi
  • Antrieb: 2 Schrauben
  • Reederei: Norddeutscher Lloyd
 
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